Zum Hauptinhalt springen

Die Streckenbeschreibung des GENERALI VeloCity Berlin 2024

Mit dem Rad auf gesperrten Straßen durch Berlin

Gestartet wird mit Blick auf die goldschimmernde Göttin der Siegessäule. Mit der Straße des 17. Juni hat das Feld reichlich Platz, das Rennen zu beginnen. Es kann gleich schnell gefahren werden, weshalb die Teilnehmenden nur kurz Zeit für die ersten Highlights am Wegesrand haben. Denn nach dem eleganten Schlenker um die Siegessäule geht es am Ernst-Reuter-Platz auf die Otto-Suhr-Allee und zum Spanndauer Damm. Rechterhand erhebt sich dort majestätisch das Schloss Charlottenburg, links wehen die Fahnen des Berggrün-Museums, vielleicht mit einer der vielen Ausstellungen zu Picasso oder Matisse. Weiterhin ist der Kurs schnell, inzwischen sind die Athlet:innen auf der Charlottenburger Chaussee, bis sie an der Teltower Schanze bei Kilometer 10 in eine scharfe Linkskurve Richtung Süden müssen.


Kurz vor dem Start des GENERALI VeloCity Berlin 2023. SCC EVENTS / Sebastian Wells

Tour de France-Etappe beim GENERALI VeloCity Berlin

Nun wird es schmaler – das Feld muss sich sortieren – und idyllischer. Alleebäume und alte Häuser aus den Zwanziger Jahren säumen die Teltower Straße. Man ist nun bald nicht mehr weit vom berühmten Olympiastadion und gelangt auf die Havelchaussee. Die waldreiche Strecke durch den Grunewald führt kurz an der Havel mit ihren Buchten und Yachthafen vorbei und anschließend zu der einzigen richtigen Steigung des Parcours: zum Grunewaldturm (auch Kaiser Wilhelm-Turm oder Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisturm) auf dem Karlsberg. 1987 war dies sogar eine Bergwertung bei der damaligen Tour de France, als diese mit Prolog und zwei Etappen (!) in West-Berlin startete. Von hier aus geht es in eine Rechtskurve und erneut an der Havel entlang.

Auf zwei Rädern durch die grüne Lunge Berlins

Immer weiter verläuft die Fahrt durch den Grunewald, bis das Peloton – und vielleicht schon die ersten Ausreißer – sich der Stadtautobahn A 115 nähern. Vor dieser biegt eine Fahrradstraße scharf links ab, in den Kronprinzessinnenweg. Nur angemerkt sei, dass hier direkt an der Strecke das 1:100-Modell der Avus Südkurve steht. Die Avus war eine Autobahn und Rennstrecke, für Autorennen seit 1922 in Gebrauch, sowie die erste Straße überhaupt, die nur für Autos zugelassen war. Die Südkurve, die hier entstehen sollte, wurde nicht gebaut – aus der Avus entstand die Stadtautobahn. An dieser entlang geht es bis zum Hüttenweg und dann weiter in die Onkel-Tom-Straße. Ihren eigenwilligen Namen hat die Straße von einem Zehlendorfer Ausflugslokal, dessen Besitzer Thomas hieß und der den gleichnamigen Roman mochte.

Radsport-Idylle beim Rennen in der Hauptstadt

Wenn die Onkel-Tom-Straße auf die Argentinische Allee trifft, befinden sich die Aktiven wieder in städtischem Ambiente. Es geht Richtung Freie Uni Berlin! Vor dieser an der Thielallee trennen sich nun bei Kilometer 30 die Felder … für die 60-Kilometer-Runde geht es nach links, für die 100 Kilometer-Fahrer:innen, die noch nach Brandenburg wollen, nach rechts. Wer die 60 Kilometer fährt, folgt der Thielallee Richtung Norden und gelangt dann rechterhand in die Königin-Luise-Straße.

Man befindet sich nun im Vorort Dahlem. Der Parcours passiert direkt die Domäne Dahlem, die Berlin einst mit Milch versorgte und heute ein landwirtschaftliches Museum ist. Rechterhand findet sich – auf Befehl von Kaiser Wilhelm II. höchstselbst errichtet – eine reetgedeckte U-Bahnstation, die den ländlichen Charakter der Gegend betonen sollte. Grunewald- und Attilastraße stellen die Verbindung zur gemeinsamen Route auf der Manteuffelstraße wieder her.

Ausflug nach Brandenburg – beim GENERALI VeloCity Berlin

Für die 100-Kilometer-Fahrer:innen führt der Kurs auf der Thielallee Richtung Süden, direkt vorbei an der Rost- und Silberlaube der FU Berlin (die Spitznamen dieser Uni-Gebäude sind längst offiziell), hinaus Richtung Brandenburg. Die Drakestraße zielt schnurstracks nach Süden, bis eine Rechtskurve in die Karwendelstraße abbiegt, die durch die Finckensteinallee (Bundesarchiv) fortgesetzt wird. Bei Kilometer 38 verlässt man die Stadt Berlin und gelangt nach Brandenburg. Genau an der heutigen Landesgrenze verlief einst auch die Mauer der DDR.

Heute erinnert eine Gedenktafel mit der Aufschrift „Hier waren Deutschland und Europa bis zum 31. März 1990 um 10 Uhr geteilt“ an die frühere Grenze. Auf dem Verlauf der Mauer lädt jetzt der Mauerweg zu einer geschichtsträchtigen Wanderung ein. Mit Kleinmachnow wartet der Speckgürtel Berlins auf das Peloton, bevor es richtig ländlich wird und durch das Land Brandenburg geht.


Die Teilnehmenden der 100-km-Strecke kommen in den Genuss der Brandenburger Weite. SCC EVENTS / Sebastian Wells

Geschwindigkeit auf dem Rad über topfebene Landschaft

Die Potsdamer Allee führt nun weiter nach Westen – und würde man ihr folgen, käme man nach Südpotsdam und nach Babelsberg zu den berühmten Filmstudios. Doch der Parcours biegt hinter Kilometer 45 ab, nicht weit vom Sowjetischen Ehrenmal Güterfelde, wo ein Obelisk an die sowjetischen Kriegsgefangenen erinnert, die im KZ Sachsenhausen umgekommen sind. Weiter geht’s nach Süden, und nun gibt’s richtig viel Natur, Zeit zum Aufatmen.

Die topfebene brandenburgische Landschaft erlaubt es, auf Geschwindigkeit zu setzen. So gelangen die Aktiven nach Stahnsdorf, der Heimat eines der mitgliederstärksten Sportvereine des Landes Brandenburg (RSV Eintracht 1949) mit 3.000 Mitgliedern. In Ahrensdorf, dem südlichsten Teil des Kurses, bekommen die Sportler:innen die Kurve und langsam führt der Weg wieder Richtung Norden. Etwas mehr als die Hälfte der 100-Kilometer-Schleife ist nun geschafft.

Wir fahren (wieder) nach Berlin

Vorbei an Großbeeren gelangen die Teilnehmer:innen auf die Bundesstraße 101, eine absolute Rennstrecke, sodass die Fahrer:innen zügig zurück nach Berlin kommen – etwa 73 Kilometer sind jetzt abgefahren. Nun geht’s durch Marienfelde, bis man wieder auf der gemeinsamen Route mit dem 60-Kilometer-Rennen ist. Rechts liegen lässt das Peloton den früheren Flughafen Tempelhof, der heute als EXPO-Bereich für Sportevents wie den BMW BERLIN-MARATHON sowie für den GENERALI BERLINER HALBMARATHON dient, die wie der GENERALI VeloCity Berlin, von SCC EVENTS organisiert werden.

Das Gelände, wo einst die Flugzeuge der Luftbrücke landeten, ist heute ein Freizeitgelände und Park, das sich bisher jedem Bebauungsbegehren qua Volksentscheid widersetzt hat. Ein alternativer Gemeinschaftsgarten, das Allmende-Kontor, und andere Projekte haben hier ihren Platz gefunden. Kiter und Skater kommen auf dem weiten Areal zum Zug.


Wie beim GENERALI VeloCity Berlin 2023 führt der Kurs auch in diesem Jahr über die gesperrten Straßen der Hauptstadt. SCC EVENTS / Sebastian Wells

Vorbei an vielen Berliner Highlight in Richtung Zielgeraden

Nun folgt Berliner Highlight auf Berliner Highlight: Deutsches Technikmuseum, Tempodrom, Anhalter Bahnhof, Checkpoint Charlie. Ganz in der Nähe befindet sich der WELT-Ballon, der, mit Helium gefüllt, auf 150 Meter ansteigt. Mit einem Stahlseil am Boden fixiert, erlaubt er einen spektakulären Blick über Berlin. Die Michaelbrücke führt zum Strausberger Platz. Die Aktiven sollten sich jedoch jetzt besser aufs Fahren konzentrieren. Die monumentale Karl-Marx-Allee (zeitweise Stalinallee) lädt noch einmal zum Beschleunigen ein.

Schon befindet man sich auf dem Alexanderplatz mit seinem Fernsehturm und einem berühmt-berüchtigten Hotel (das hochaufragende Stadthotel, später Forumhotel, in dem die Westprominenz ausgehorcht wurde). Der Kurs umrundet auf der Torstraße mit ihren kleinen Läden, Cafés und Galerien die Innenstadt, das frühere Ost-Berlin. Gleich zu Beginn der Torstraße empfängt ein imposantes Gebäude das Radler:innenfeld: das einstige Kaufhaus Jonass war in den 1920er-Jahren das erste „Kreditkaufhaus“ mit dem Angebot, Dinge auf Raten zu kaufen. Die TV-Serie „Das Haus der Träume“ sowie der Roman „Torstraße 1“ erwecken es noch einmal zum Leben.

Endspurt mit dem Blick auf das Brandenburger Tor

Die Radler:innen haben dafür allerdings wenig Zeit, denn eine Rechtskurve führt sie weiter und sie fliegen durch die Tucholsky-Straße, rasen am Friedrichstadt-Palast vorbei und gelangen zum Spreebogen, wo mit Bundestag und Kanzleramt das politische Herz Berlins schlägt, schließlich zurück in den Tiergarten, nochmal an der Siegessäule vorbei. Und ab ins Ziel. Das Finish findet im Angesicht des Brandenburger Tors statt.


Grandios Zielankunft mit Blick auf das Brandenburger Tor. SCC EVENTS / Sebastian Wells